In der heutigen Baubranche sind Kosteneinsparungsstrategien wichtiger denn je. Kosten zu reduzieren, ohne dabei die Qualität zu beeinträchtigen, ist eine Herausforderung, der sich jede*r Investor*in stellen muss. Steigende Materialpreise und der wachsende Wunsch nach Effizienz treiben Investor*innen dazu, strategische Wege zu suchen, um Ausgaben zu minimieren – ohne die architektonische Essenz eines Projekts zu opfern. Bei einem unserer aktuellen Projekte, einem Doppelhaus in Niederösterreich, haben wir uns genau dieser Herausforderung gestellt. Das Ergebnis war ein kreativer, gut abgestimmter „Plan B“ – eine kostenbewusste Lösung, die dennoch architektonische Qualität und Wert bot.
Qualität und Budget in Einklang bringen: Ein gemeinsames Ziel
Von Anfang an waren sowohl unser Team als auch der Investor einer Meinung: Die Qualität sollte hoch bleiben, aber die Kosten mussten kontrolliert werden. Dazu galt es, Einsparpotenziale zu identifizieren – sogenannte Einsparungspositionen –, die den Aufwand reduzieren, ohne Gestaltung, Funktion oder Nutzungserlebnis zu beeinträchtigen. Eine große Einsparmöglichkeit ergab sich aus der Materialwahl. Wo immer möglich, bezogen wir Materialien lokal, um Transportkosten zu senken und regionale Lieferanten zu unterstützen. In einigen Fällen erwies sich jedoch die Bestellung aus dem Ausland trotz logistischer Umwege als günstiger. Stets galt es, die richtige Balance zwischen ökologischer Verantwortung, Verfügbarkeit und Kosteneffizienz zu finden. Ein weiterer Schlüsselfaktor war die Bauweise. Vorgefertigte Bauteile ermöglichten beispielsweise eine schnellere Montage vor Ort, senkten die Lohnkosten und minimierten Abfall. Diese Entscheidungen waren niemals rein wirtschaftlicher Natur – sie waren auch architektonisch. Jede Anpassung musste die räumliche Qualität und die Identität des Projekts bewahren.
Anpassung des Designs: Die Frontfassade
Eines der klarsten Beispiele für Kosteneinsparungsstrategien im Bau zeigt sich in der Gestaltung der Frontfassade. Das ursprüngliche Konzept kombinierte eine Pergola und einen Carport und verwendete Massivholz und Glas, um gefiltertes Licht und dynamische Schattenspiele im Eingangsbereich zu erzeugen. Wir gestalteten den Carport als integralen Bestandteil der Architektur – auf einer Seite verankert, auf der anderen offen – während eine gezielte Bepflanzung die Privatsphäre zwischen den Wohneinheiten stärkte.
Im Zuge der Planungsphase passten wir den Entwurf an, um Kosten zu sparen. Anstelle einer verglasten Pergola aus Massivholz wählten wir ein Aluminiumdach. Zur Vereinfachung der Koordination zwischen den Gewerken ersetzten wir die freischwebende Konstruktion durch eine säulengestützte Variante. Außerdem entschieden wir uns, den entlang der Grundstücksgrenze geplanten Aluminium-Sichtschutz wegzulassen.
Trotz dieser Änderungen blieb die architektonische Intention erkennbar. Wir bewahrten die räumliche Abfolge und die Materiallogik – wenn auch mit anderen Mitteln umgesetzt.

Diese Visualisierung zeigt den ursprünglichen Entwurf der Frontfassade des Doppelhauses, der eine Pergola und einen Carport mit Vollholz- und Glaselementen kombiniert. Ziel war es, dynamische Schatten zu erzeugen, den Tageslichteinfall am Eingang zu maximieren und einen Sichtschutz aus Aluminium zu integrieren. Dieses Bild spiegelt die architektonische Vision vor den Kosteneinsparungen wider.

Die gebaute Version der Frontfassade spiegelt die praktischen Anpassungen während der Bauausführung wider. Die Pergola wurde durch ein einfaches Aluminiumdach ersetzt, und der Carport wurde mit tragenden Stützen versehen, um komplexe Anschlüsse zu vermeiden. Sichtschutzelemente wurden reduziert, und der natürliche Lichteinfall war teilweise begrenzt. Trotz dieser Veränderungen blieb die architektonische Intention erhalten und zeigt, wie Kostensparstrategien integriert werden können, ohne die grundlegende Entwurfsgüte zu verlieren.
Verfeinerung der Rückfassade
Auf der gartenseitigen Fassade wurden Kosteneinsparungen sichtbar. Der ursprüngliche Entwurf sah Fensterelemente mit Holzrahmen und eine detaillierte Gestaltung vor, doch in der Planungsphase vereinfachten wir die Fassade. Zunächst ersetzten wir die Holzrahmen aus Gründen der Haltbarkeit durch Metall, schließlich entfernten wir sie komplett und setzten rahmenlose Verglasungen ein, um ein klares, bandartiges Fensterband zu schaffen.
Auch das Regenwassermanagementkonzept haben wir vereinfacht. Obwohl wir darüber nachgedacht haben, ein verdecktes Fallrohr in die Fassade zu integrieren, äußerten lokale Bauunternehmen Bedenken hinsichtlich Wärmebrücken und potenzieller Undichtigkeiten. Obwohl technisch machbar, entschieden wir uns, diese komplexen Details zu weglassen, um besser mit dem Budget und den üblichen Baupraktiken im Einklang zu bleiben.
Das Ergebnis ist minimalistisch und optisch stimmig – vielleicht weniger verfeinert als die ursprüngliche Vision, aber getragen von pragmatischen Abwägungen statt Kompromissen im Entwurfsgedanken.

Diese Visualisierung zeigt den ursprünglichen Entwurf der rückseitigen Fassade, bei dem gerahmte Fenster Rhythmus und Tiefe vermitteln sollten. Das Konzept umfasste hochwertige Holzrahmen und ein integriertes Regenwassersystem, das innerhalb der Fassade verborgen war. Diese Details sollten den Materialausdruck bereichern, während die technische Komplexität verborgen blieb – vor den späteren Kosteneinsparungsmaßnahmen.

The completed rear façade reflects a simplified execution of the original design. Timber and metal frames were removed in favour of frameless glazing, achieving a ribbon-window (“Fensterband”) effect. A concealed rainwater pipe was omitted, and a standard drainage solution adopted. The result remains visually clean and cohesive, while aligning with construction efficiency and budget constraints.
Abwägungen im Entwurfsprozess
Diese Änderungen brachten sowohl Vorteile als auch Einschränkungen mit sich. Der Eingang blieb geschützt und in das Gesamtdesign eingebunden, doch einige Qualitäten gingen verloren. Die Pergola erzeugte keine dynamischen Schatten mehr, und ohne den Sichtschutz wurde die Schwelle zwischen den Grundstücken offener. Dennoch entsprach das Ergebnis weiterhin den Bedürfnissen der Nutzer und den Marktgegebenheiten.
Integration von BIM für eine intelligentere Kostenplanung
Um diese Entscheidungen zu unterstützen, stützten wir uns stark auf Building Information Modeling (BIM). Unser digitaler Zwilling ermöglichte es uns, Bauabläufe zu simulieren, Mengen zu berechnen und finanzielle Ergebnisse im Voraus zu testen. Dadurch konnten wir dem Kunden Optionen besser erläutern, Anpassungen visualisieren und das Budget ohne Überraschungen einhalten.
BIM ermöglichte eine bessere Zusammenarbeit, verbesserte die Planungskoordination und erlaubte schnellere Reaktionen auf sich ändernde Anforderungen. Für uns als Architekten bedeutete dies auch, die Kontrolle über die Gestaltungsqualität zu behalten – um sicherzustellen, dass Vereinfachungen bewusst und nicht aus Versehen vorgenommen wurden.
Herausforderungen und Erkenntnisse
Kosteneinsparungen erfordern mehr als nur Budgetkürzungen. Sie verlangen kreatives Denken, ehrliche Gespräche und klare Prioritäten. Es war entscheidend, Erwartungen zu managen und transparent zu kommunizieren – insbesondere mit dem Investor –, damit jede Entscheidung gemeinsame Werte und echte Bedürfnisse widerspiegelte.
Dieses Projekt zeigt, dass architektonische Qualität nicht an hohe Kosten gebunden ist. Sie kann auch aus klugen Entscheidungen, abgestimmten Prozessen und der Fähigkeit zur Anpassung entstehen.
Das Doppelhaus wurde rasch an junge Familien verkauft, die die räumliche Klarheit, die Materialauswahl und die einfache Ausführung zu schätzen wussten. Obwohl das Endergebnis auf dem Papier „Plan B“ war, blieb es im Geiste dennoch „Plan A“.